Mein Herz weitet sich. Meine Augen fangen an wie ein kleines Kind zu leuchten. Ja, das alles macht es mit mir wenn ich an meine Reise zurück denke, die noch gar nicht so lange zurückliegt.
Eines meiner unvergesslichen Erlebnisse war meine Reise nach Toraja und bei einer der bekannten Todeszeremonien dabei zu sein. Tana Toraja ist eine Region in Südsulawesi, die für ihren speziellen Totenkult bekannt ist – eine traditionelle Religion, die noch dort mit animistischen Ritualen praktiziert wird. Die Philosophie dieser Religion faszinierte mich zutiefst.
Hier im ersten Teil werde ich Dir im Folgenden einen spannenden und vor allem strukturierten Einblick in diesen Totenkult gewähren. Im zweiten Teil wird dann die Todeszeremonie – bei der ich hautnah dabei war – sowie deren Ablauf und Bedeutung für die Torajaner berichten.
Bist Du bereit mit mir in eine geheimnisvolle Kultur einzutauchen?
Wo liegt Tana Toraja?
Tana Toraja ist ein Regierungsbezirk im Zentrum von Südsulawesi in Indonesien, der sich extremst von den anderen Regierungsbezirken in Südsulawesi unterscheidet. Im Gegensatz zu ihren anderen muslimischen Landsleuten in Südsulawesi, haben die Torajaner eine ganz spezielle, eigenständige Religion. Die Menschen in Tana Toraja versuchen noch bis heute die Bedeutung dieser Religion aufrechtzuerhalten und als Tradition weiterzugeben.
Besonderheit des Totenkults
Wo in den meisten Ländern die Verstorbenen direkt oder kurze Zeit nach ihrem Tod beerdigt werden, werden die Leichnams in Tana Toraja mit den lebenden Angehörigen in ihrem traditionellen Haus (Tongkonan) aufbewahrt. Sie werden so lange dort aufbewahrt bis die Zeit für die Abschiedszeremonie gekommen ist. Diese kann sich aber über Jahre hinziehen da alle Familienmitglieder über den gesamten Familienstammbaum hinweg dafür zusammen gesammelt werden müssen. (Heute dienen Tongkonan nur noch zur Aufbewahrung von Verstorbenen bis zu ihrer Todes- bzw. Abschiedszeremonie). Derartige Zeremonie ist zudem sehr kostspielig, für deren Vorbereitung erstmal viel Geld gesammelt, angespart werden muss, was auch nicht von einem Tag zum anderen passiert.
In der Zeit vor dem endgültigen Abschied wird der Verstorbene lediglich als Kranke angesehen mit dem man trotzdem täglich kommuniziert. Dies erzählte mir mein Reiseführer Ryan, den ich speziell für diese Zeremonie angeheuert habe um möglichst viel zu erfahren. Sein Opa „lebte“ knapp 10 Jahre lang zusammen mit seiner Familie im Haus bis die Familie sich bei der Zeremonie endgültig von ihm verabschiedet hatte.
Familie wird in Indonesien besonders großgeschrieben. Dementsprechend leidet die Familie ungemein darunter wenn eine Angehörige stirbt und von ihr geht. Darum wird die Zeit des Wartens auf die Zeremonie auch als einen Ablöse- und Heilungsprozess betrachtet, in der die Familie lernt, sich langsam von der geliebten Person zu trennen und ihren Tod zu akzeptieren.
Bestattung in Höhlen oder Bäumen
Die Bestattung eines toten Angehörige darf nach dem Toraja Glauben keinesfalls mit Feuer erledigt werden da die Seele somit zerstört werden könne. Darum werden die Verstorbenen in Toraja in Stein- und Berghöhlen oder Bäumen beigesetzt damit ihre Seele vollständig erhalten bleibt. Zudem könne Verstorbene so nicht mehr gesehen werden. Denn Ryan zufolge gibt es einen bestimmten Zauber, der den Verstorbenen „wiederauferstehen“ lässt. Huuu…Du würdest ganz viele Infos bekommen wenn Du auf Google nach „Mumie Tana Toraja“ suchst. Ein weiterer Grund für die Bestattung in Höhlen, ist der Gedanke, dass Tiere als solche eine „minderwertigere“ Art von Lebewesen in die Erde begraben werden. Menschen sollen entsprechend nicht wie Tiere behandelt werden.


Wie wird der Leichnam konserviert?
Der Leichnam wird mit Kampher konserviert sodass er bis zu vielen Jahren aufbewahrt werden kann. Wie genau die Torajaner es machen, weiß ich es leider nicht.
Bedeutung der Toraja Häuser
Nicht nur die Zeremonie an sich, sondern auch die Häuser lehren uns über den Lauf des Lebens. – Reiseführer Ryan
Nirgends auf Sulawesi wird man Tongkonan, das sogenannte Toraja Haus, in der großen Anzahl sehen. Der Baustil dieses Hauses ist einzigartig und gehört damit zum Erkennungsmerkmal von Toraja.
Das Dach des Hauses erinnert einen aus der Seitensicht an die Hörner eines Büffets. Wasserbüffet sind nicht zufälligerweise auch das Symbol von Toraja. Dabei ist die erste, vordere Spitze des Daches immer nach Norden und die zweite nach Süden gerichtet. Ein Haus, das das Naturgesetz des Lebens und Tod widerspiegelt. Denn der Norden steht immer für das Leben bzw. die Geburt und der Süden für den Tod. Wie ein Bogen beginnt das Leben mit der Geburt von der nördlichen Spitze und wandert dem Bogen der Dachstruktur entlang nach Süden hin zum Tod.
Tongkonan stehen auf Holzfählen, die aus Bambusschichten gebaut sind und besitzen immer vier Hauptfarben: Rot, Gelb, Weiß und Schwarz für ihre Außenfassade. Dabei steht Rot für Blut, Gelb für die Haut, Weiß für die Knochen und Schwarz für die Haarfarbe. Ein vollständiger Mensch also und somit für das Leben an sich. Interessant ist auch, dass Tongkonan ganz ohne Nägel gebaut worden sind.
Die Lehre
Außerdem wird gesagt, dass das Dach aus Bambusschichten mit röhrenähnlichen Formen das weibliche Geschlecht darstellt. Die Stäben um das Dach herum männliche Genitalien.
Somit soll Tongkonan für die Mutter in unserem Leben stehen, die uns Leben schenkt und lehrt.
Hin und wieder sieht man auch Tongkonans in Kleinformat. Alan wird das kleine „Tongkonan“ genannt, das für die Aufbewahrung von Vorräten wie Reis und Getreiden genutzt wird und symbolisiert hingegen den Vater in unserem Leben, der für Nahrung sorgt.
Tongkonan spiegelt unser menschliches Dasein wider. Verbunden mit dem Naturgesetz des Lebens, dass alles in Balance gehalten werden muss und in einem Kreislauf verläuft.

Toller Bericht, ich freue mich schon, dort zu sein. In 3 Wochen geht es los. Schön, sich schon mal thematisch auf das was uns erwartet, einzulassen.
Gruss von der http://www.wegsite.net
Hallo Aras,
vielen Dank Dir! Schön, dass der Beitrag Dir ein wenig Einblick geben konnte. Melde Dich gerne falls Du weitere Infos brauchst bzw. Fragen zu Südsulawesi und Toraja hast 🙂
Viele Grüße,
Yun
Richtig interessant! Vielen dank für diesen spannenden Einblick 🙂
Liebe Grüße,
Lynn
Hallo liebe Lynn,
vielen Dank! Ich freue mich, dass der Beitrag Dir gefällt! 🙂
Der 2. Teil allerdings wird den 1. Teil noch um einiges toppen 😉
Sei gespannt und liebe Grüße!
Yun